Diskriminierung und Tabuisierung
In einer Gesellschaft, in der prinzipiell nur Männer und Frauen wahrgenommen (und klar voneinander unterschieden) werden, sind alle anderen Geschlechtlichkeiten unsichtbar und strukturell diskriminiert. Menschen, die nicht den gängigen Geschlechtervorstellungen entsprechen, werden aber auch direkt diskriminiert und angegriffen. Derartige transphobe Anfeindungen sind eng mit Homophobie verknüpft; während sich jedoch Lesben und Schwule inzwischen weitgehend die „Normalität“ erkämpft haben, werden trans- und intergeschlechtliche Menschen von der unzureichend informierten Öffentlichkeit noch häufiger mit „sexueller Perversion“ in Zusammenhang gebracht. Gleichzeitig gibt es für sie deutlich weniger Anlaufstellen, Vorbilder, Infrastruktur und subkulturelle Freiräume.
Psychosoziale Situation
Eine aus der Norm fallende Geschlechtlichkeit an sich selbst zu akzeptieren und zu kommunizieren ist eine sehr grundlegende Auseinandersetzung, die mit Ängsten und Orientierungslosigkeit verbunden ist. Nach einem Trans-Coming-out fangen die Probleme allerdings oft erst richtig an, auch für die Angehörigen. Da die Reaktionen Anderer aufgrund der Tabuisierung dieser Thematik oft ablehnend ausfallen, zerbrechen am Coming-out noch immer die meisten Beziehungen, Familien und Arbeitsverhältnisse.
Körperliche und medizinische Fragen
Für transgeschlechtliche Menschen, die einen medizinisch-körperlichen „Geschlechtswechsel“ anstreben, entstehen viele gesundheitliche Fragen bzw. Risiken. Viele intergeschlechtliche Menschen, die als Kleinkinder schweren chirurgischen Eingriffen ausgesetzt wurden, um in ein bestimmtes Geschlecht zu passen, haben dadurch bereits gesundheitliche Probleme oder sind massiv traumatisiert. Durch unzureichende Beratung und Information entstehen dem Gesundheitssystem unnötige Kosten.
Fehlende Hilfsangebote
In den letzten Jahren sind gerade in Berlin die Anfragen von trans- und intergeschlechtlichen Menschen nach Rat und Hilfe stark angestiegen. Dennoch existiert hier bis jetzt keine offizielle, spezialisierte soziale Einrichtung. Wir halten eine Anlaufstelle für unverzichtbar, die sich explizit an trans- und intergeschlechtliche Menschen und deren Angehörige richtet, in der sie kompetent beraten werden und sich nicht nur geduldet oder mitgemeint fühlen müssen.